Inwiefern verweist der gezeigte Gegenstand auf eine bessere Welt?

Bir­ken­rin­de mit schwar­zer Aqua­rell­far­be. Gefun­den im Som­mer 2020 am Ball Club Lake in der Nähe von Grand Marais, MN, USA.

Im Urlaub im Som­mer 2020 such­te ich im Wald nach Bir­ken­rin­de zum Malen. Ich hat­te über Hof­stadters Kon­zept der „selt­sa­men Schlei­fe“ geschrie­ben und dar­über, wie es sich zu Cal­vi­nos Sechs Memos ver­hält. (Eine „selt­sa­me Schlei­fe“ ist die Vor­stel­lung von zykli­schen Pro­zes­sen, die „Ebe­nen über­que­ren“ und ver­schie­de­ne Ele­men­te inte­grie­ren, um Selbst­re­fe­ren­tia­li­tät und Bewusst­sein durch die Zeit zu bewir­ken, ein­schließ­lich Intel­li­genz). Ich glau­be, dass sich die Sechs Memos auf Hof­stadters „Goe­del Escher Bach“ (GEB) bezie­hen, und zwar durch den unvoll­ende­ten Schluss­ab­schnitt „Kon­sis­tenz“, der sich auf Kapi­tel IV „Kon­sis­tenz, Voll­stän­dig­keit und Geo­me­trie“ der GEB bezieht, weil bei­de unvoll­ende­te Kunst­wer­ke und die „unvoll­ende­te“ Natur von Kunst und Bewusst­sein dis­ku­tie­ren. Ich habe das Mühl­stein­bild, das im Som­mer 2018 auf die Rin­de gemalt wur­de, für eine jähr­lich wie­der­keh­ren­de „Steinkreis“-Installationsarbeit über Sechs Memos mit dem Titel „Sol­s­ti­zio Cal­vi­no“ geschaf­fen, eine Refe­renz an die prä­his­to­ri­sche Idee der Astro­no­mie als Müh­le, wie sie von San­til­la­na beschrie­ben wur­de, der in Sechs Memos zitiert wird. Ich fand meh­re­re gute Stü­cke Bir­ken­rin­de, die auf dem Boden lagen und zum Malen trock­ne­ten, dar­un­ter ein klei­nes Stück, das, wie in der GEB bespro­chen, natür­lich zu einer Mobi­us­form gerollt war. Das Bild des Mühl­steins bezieht sich auf den Mis­sis­sip­pi und wie Getrei­de­müh­len beim Bau der Stadt Min­nea­po­lis hal­fen. Die­ses Objekt zu fin­den und zu malen war für mich uto­pisch, denn es war ein glück­li­cher Zufall und half mir, ein hoff­nungs­vol­les Ver­ständ­nis für eine neue Hypo­the­se zu ent­wi­ckeln, die ich im Som­mer 2019 auf­ge­stellt hat­te. Die­se Hypo­the­se besagt, dass die Mona Lisa ein zykli­sches Bild von pla­ne­ta­ri­scher Kom­ple­xi­tät ist, in dem der Was­ser­fluss, die geo­lo­gi­sche Zeit und der Fluss der Tech­nik­ge­schich­te (sym­bo­li­siert durch die Stein­brü­cke und das Gewand), wie sie sich auf die mensch­li­che Erfah­rung bezieht, eine Visi­on von Hoff­nung und Fort­schritt aus­drü­cken, die Leo­nar­do als eine spe­zi­fi­sche Mit­tei­lung an den gegen­wär­ti­gen Moment der Welt ent­warf, eine Bot­schaft, die fünf­hun­dert Jah­re spä­ter immer noch ent­schei­dend uner­kannt ist.

So stelle ich mir eine bessere Welt vor:

Durch die Erfor­schung der Bezie­hung zwi­schen Neu­ro­wis­sen­schaf­ten und Medi­ta­ti­on bin ich zu der Über­zeu­gung gelangt, dass Medi­ta­ti­on (die von vie­len Kul­tu­ren auf vie­le ver­schie­de­ne Arten und Wei­sen ver­stan­den wird, oft in ästhe­ti­scher Hin­sicht) grund­le­gend für die Neu­ro­plas­ti­zi­tät und die funk­tio­nel­len Netz­wer­ke ist, die der Gehirn­funk­ti­on zugrun­de lie­gen, ein­schließ­lich Ler­nen, Impro­vi­sa­ti­on und Anpas­sung, die als Kern­funk­tio­nen des Bewusst­seins und der Intel­li­genz ver­stan­den wer­den. Daher ist Medi­ta­ti­on sowohl für die Wis­sen­schaft als auch für die Kunst als mensch­li­che Akti­vi­tä­ten, sowohl auf der Ebe­ne der Theo­rie als auch der Pra­xis, von grund­le­gen­der Bedeu­tung.

Ein Pla­net, auf dem Medi­ta­ti­on, die all­zu oft in krie­ge­ri­sche Lehr­sys­te­me zer­split­tert ist, in grö­ße­rem Umfang stu­diert und prak­ti­ziert wer­den könn­te, wäre viel­leicht weni­ger den zer­stö­re­ri­schen Ver­wüs­tun­gen und Zeit­ver­lus­ten durch Hass, Angst und fort­wäh­ren­de Trau­ma­ta sowohl in der mensch­li­chen als auch in der natür­li­chen Welt aus­ge­setzt. Der Pla­net könn­te sogar in ein­zig­ar­ti­ger Wei­se befä­higt wer­den, die­se Schä­den in Zukunft zu ver­rin­gern und die ange­sam­mel­ten Schä­den zu repa­rie­ren.

Die west­li­che Kunst und Wis­sen­schaft ver­sucht, mit der Neu­ro­wis­sen­schaft der Medi­ta­ti­on gleich­zu­zie­hen, aber der Fort­schritt ist manch­mal zu lang­sam, zum Teil des­halb, weil die zu kar­tie­ren­den Zusam­men­hän­ge und die zu inte­grie­ren­den Kon­zep­te ein Gefü­ge bil­den, das zu kom­plex ist, um schnell und ein­fach ver­stan­den zu wer­den, und zu trans­dis­zi­pli­när, als dass es von den zuneh­mend abge­schot­te­ten Fach­be­ru­fen auf­ge­grif­fen wor­den wäre. Der Ver­such, sich mit die­ser Kom­ple­xi­tät aus­ein­an­der­zu­set­zen und sie zu ver­ste­hen, wird manch­mal auch als desta­bi­li­sie­rend für die Gesell­schaft und als Gefähr­dung der Tra­di­ti­on ange­se­hen, obwohl er die Kern­bot­schaft und Mis­si­on fast aller die­ser glei­chen Tra­di­tio­nen ist! Leo­nar­do hat die­se Dilem­ma­ta zu Beginn der Moder­ne ver­stan­den, und wir sind immer noch fest in ihrem Griff gefan­gen, wäh­rend wir uns ihrem Ende nähern.

Da die Kon­zen­tra­ti­on auf ein bestimm­tes und anschau­li­ches Bei­spiel manch­mal dazu bei­tra­gen kann, Ver­än­de­run­gen in der Wahr­neh­mung aus­zu­lö­sen, könn­te die Mona Lisa für unse­re heu­ti­ge Zeit beson­ders rele­vant sein. Das Leo­nar­do-Sti­pen­di­um ist groß, und das Schrei­ben über die Mona Lisa ist umfang­reich, doch hat es nie in Betracht gezo­gen, dass die Bedeu­tung der Brü­cke im Hin­ter­grund der Mona Lisa eine Meta­pher für den Fluss der Geschich­te der Wis­sen­schaft, Tech­no­lo­gie und mensch­li­chen Kunst­fer­tig­keit über lan­ge Zeit­räu­me hin­weg sein könn­te. (Es wird ange­nom­men, dass die Brü­cke genau nichts sym­bo­li­siert und aus­drückt, mit der mög­li­chen Aus­nah­me von Car­lo Star­naz­zis Ansicht aus dem Jahr 2008, dass die Brü­cke Leo­nar­dos Inge­nieurs­ar­beit zur Ver­bin­dung zwei­er Fluss­sys­te­me durch einen schiff­ba­ren Hoch­was­ser­ka­nal dar­stellt, und Robert Zwi­j­nen­bergs Kom­men­tar aus dem Jahr 2012, dass die Brü­cke den Makro­kos­mos mit dem Mikro­kos­mos per Link unten ver­bin­det).

Um die Dis­kus­si­on über die mög­li­che Bedeu­tung der Brü­cke zu eröff­nen als A) ein Emblem mensch­li­cher Akti­vi­tät in der Urland­schaft, die sonst kei­ne dar­stellt, B) eine Ver­bin­dung des Makro­kos­mos im Hin­ter­grund mit dem Mikro­kos­mos im Vor­der­grund und C) ein Sym­bol der Tech­no­lo­gie durch die Geschich­te, das in das „Gewand“ der tech­no­lo­gi­schen Gegen­wart ein­fließt und es „webt“, passt in kei­ne Agen­da der Leo­nar­do-Sti­pen­dia­ten in Ver­gan­gen­heit oder Gegen­wart. Eine sol­che Dis­kus­si­on ist jedoch denk­bar und rea­li­sier­bar, wenn „Ein­tritts­bar­rie­ren“ sol­cher Ideen über­wun­den wer­den kön­nen (viel­leicht durch eine Dis­kus­si­on an nicht-tra­di­tio­nel­len Orten, durch Nicht-Exper­ten, wobei natür­lich Bei­trä­ge von Exper­ten will­kom­men sind, aber die Dis­kus­si­on nicht ein­fach wegen Unei­nig­keit der Exper­ten abge­bro­chen wer­den kann). Arbei­ten von Mar­tin Kemp über die Strö­mungs­dy­na­mik, die durch das Klei­dungs­stück, die Flüs­se, die Geo­lo­gie und die mensch­li­che Ana­to­mie im Gemäl­de zum Aus­druck kommt, kön­nen als Aus­gangs­punkt auf die Brü­cke ange­wandt wer­den.

Im Gegen­satz zur Technologie/Ingenieurwesen/Geschichte ist das Gewe­be der Brü­cke und des Gewan­des natür­lich das zen­tra­le The­ma des Gemäl­des: das akti­ve mensch­li­che Bewusst­sein des Dar­ge­stell­ten und, durch Spie­ge­lung auf neura­ler und kon­zep­tu­el­ler Ebe­ne, das des Betrach­ters. Leo­nar­do schrieb aus­gie­big über „Expe­ri­ence“ (oder „Expe­ri­en­tia“), die er als das Schlüs­sel­prin­zip und den Pro­zess im Her­zen von Kunst und Wis­sen­schaft emp­fand (und damit als deren Inte­gra­ti­on). Die Mona Lisa kann als ein alle­go­ri­sches Por­trät der Erfah­rung ver­stan­den wer­den (ver­gleich­bar mit dem alle­go­ri­schen Por­trät, das Leo­nar­do für den Her­zog von Mai­land als eine wei­te­re Abs­trak­ti­on vor­schlug: Glück).

Zita­te über die Erfah­rung aus den Notiz­bü­chern Leo­nar­dos ent­hal­ten:

„Auch wenn ich nicht, wie sie, ande­re Autoren zitie­ren kann, wer­de ich mich auf das ver­las­sen, was viel grö­ßer und wür­di­ger ist – auf die Erfah­rung, die Her­rin ihrer Meis­ter. Sie gehen auf­ge­bla­sen und auf­ge­bla­sen umher, geklei­det und geschmückt mit [den Früch­ten], nicht von ihren eige­nen Arbei­ten, son­dern von denen ande­rer. Und sie wer­den mir mei­ne eige­ne Arbeit nicht erlau­ben“.

„Ich bin mir völ­lig bewusst, dass die Tat­sa­che, dass ich kein Mann mit Brie­fen bin, bestimm­te arro­gan­te Per­so­nen zu der Annah­me ver­an­las­sen kann, dass sie mich mit Recht tadeln könn­ten, indem sie behaup­ten, ich sei ein Mann ohne Brie­fe. Törich­tes Volk! Wis­sen sie nicht, dass ich dar­auf ant­wor­ten könn­te, indem ich sage, wie Mari­us zu den römi­schen Patri­zi­ern sag­te: „Die­je­ni­gen, die selbst in der Arbeit ande­rer geschmückt gehen, wer­den mir mei­ne eige­nen nicht erlau­ben? Sie wer­den sagen, dass ich wegen mei­nes Man­gels an Buch­wis­sen nicht rich­tig aus­drü­cken kann, was ich zu erklä­ren wün­sche. Wis­sen sie, dass mei­ne The­men auf Erfah­run­gen und nicht auf den Wor­ten ande­rer beru­hen? Und Erfah­rung ist die Gelieb­te derer, die gut geschrie­ben haben. Und so wer­de ich sie als Her­rin aner­ken­nen und sie in jedem Fall als Beweis­mit­tel anfüh­ren“.

„Vie­le wer­den den­ken, dass sie mich ver­nünf­ti­ger­wei­se beschul­di­gen kön­nen, indem sie behaup­ten, mei­ne Bewei­se stün­den im Wider­spruch zur Auto­ri­tät gewis­ser Män­ner, die durch ihre uner­fah­re­nen Urtei­le in höchs­ter Ehr­furcht gehal­ten wer­den; nicht beden­kend, dass es in mei­nen Wer­ken um die rei­ne und ein­fa­che Erfah­rung geht, wer die ein­zig wah­re Her­rin ist. Die­se Regeln rei­chen aus, um das Wah­re vom Fal­schen unter­schei­den zu kön­nen – und das hilft den Men­schen, nur nach dem Mög­li­chen und mit der gebüh­ren­den Mäßi­gung zu suchen – und sich nicht in Unwis­sen­heit zu hül­len, eine Sache, die kein gutes Ergeb­nis haben kann, so dass man sich in der Ver­zweif­lung der Melan­cho­lie hin­ge­ben wür­de“.

„Die­se Regeln wer­den Ihnen ein frei­es und gesun­des Urteils­ver­mö­gen ermög­li­chen; denn gutes Urteils­ver­mö­gen ent­steht durch kla­res Ver­ste­hen, und ein kla­res Ver­ste­hen ent­steht aus Grün­den, die sich aus gesun­den Regeln ablei­ten, und gesun­de Regeln sind die Fra­ge der gesun­den Erfah­rung – der gemein­sa­men Mut­ter aller Wis­sen­schaf­ten und Küns­te.

„Die Erfah­rung, der Dol­met­scher zwi­schen der gestal­ten­den Natur und dem Men­schen­ge­schlecht, lehrt, wie die­se Natur unter den Sterb­li­chen han­delt; und durch die Not­wen­dig­keit ein­ge­schränkt zu sein, kann nicht anders han­deln, als wenn die Ver­nunft, die ihr Lenk­rad ist, sie zum Han­deln zwingt.

„Die Weis­heit ist die Toch­ter der Erfah­rung.“

„Die Natur ist vol­ler unend­li­cher Ursa­chen, die in der Erfah­rung nie auf­ge­tre­ten sind.“

„Die Erfah­rung irrt sich nie; es sind nur Ihre Urtei­le, die sich irren, indem sie sich Wir­kun­gen ver­spre­chen, die nicht durch Ihre Expe­ri­men­te ver­ur­sacht wer­den.

„Die Erfah­rung irrt sich nicht; nur Ihre Urtei­le irren, indem Sie von ihr erwar­ten, was nicht in ihrer Macht steht. Män­ner beschwe­ren sich fälsch­li­cher­wei­se über die Erfah­rung; mit gro­ßem Miss­brauch beschul­di­gen sie sie, sie in die Irre geführt zu haben, aber sie legen die Erfah­rung bei­sei­te und wen­den sich von ihr ab, indem sie sich über unse­re Unwis­sen­heit beschwe­ren, die uns von eit­len und törich­ten Begier­den dazu ver­lei­tet, uns in ihrem Namen Din­ge zu ver­spre­chen, die nicht in ihrer Macht lie­gen; sie sagen, sie sei trü­ge­risch. Die Men­schen sind unge­recht, wenn sie sich über unschul­di­ge Erfah­run­gen beschwe­ren und sie stän­dig des Irr­tums und fal­scher Bewei­se beschul­di­gen“.

„Jedes Instru­ment erfor­dert es, durch Erfah­rung gemacht zu wer­den.“

Wie ver­hält sich die­se Brü­cken­gar­ni­tur-Erfah­rungs­hy­po­the­se zu der Mobi­us­form der Rin­de, dem Mühl­stein­bild, Cal­vi­no und Hof­stadter? Vor allem durch die Wir­bel­form, die im Tuch des Dar­ge­stell­ten zu sehen ist und die auf die vie­len detail­lier­ten Stu­di­en über den Was­ser­fluss in Leo­nar­dos Notiz­bü­chern ver­weist. Leo­nar­do war der Ansicht, dass Wir­bel für die Fähig­keit des Was­sers, Ero­sio­nen zu ver­ur­sa­chen, wesent­lich sind, und erklär­te sein Ver­hal­ten, wenn es auf Hin­der­nis­se trifft. Er sah sie als eine Haupt­ur­sa­che für Ero­si­on und damit für die Geo­lo­gie von Ber­gen und Flüs­sen. Das Ver­ständ­nis und die Steue­rung des Was­ser­flus­ses durch das Inge­nieur­we­sen waren der Schlüs­sel zu sei­ner Arbeit als „Mas­ter of Water“, ein Titel, der ihm von der Stadt Flo­renz ver­lie­hen wur­de und der die Ver­hü­tung von Ero­si­on, das Hoch­was­ser­ma­nage­ment, die Schiff­bar­keits­tech­nik für den Trans­port und die Ener­gie­ver­tei­lung für die Müh­len der Stadt umfass­te. Leo­nar­do sah Par­al­le­len zu den Was­ser­wir­beln bei so unter­schied­li­chen Phä­no­me­nen wie Aero­dy­na­mik, Pflan­zen­bio­lo­gie (wie Blät­ter, Wur­zeln, Äste usw.), dem Kräu­seln von Haa­ren (Kemp), der Her­stel­lung von Woll­garn und Tex­ti­li­en und der Mathe­ma­tik geo­me­tri­scher Kno­ten.

Es ist daher durch­aus ver­nünf­tig, Leo­nar­dos Her­an­ge­hens­wei­se an Wir­bel und „Flech­ten“ (von Hof­stadter als „ewi­ger gol­de­ner Zopf“ des Bewusst­seins aus­ge­drückt) mit dem Kon­zept der selt­sa­men Schlei­fe (in Kap. XX der GEB als „ein Wir­bel, in dem sich alle Ebe­nen kreu­zen“ beschrie­ben) zu ver­glei­chen. Auf einer per­sön­li­che­ren Ebe­ne waren es Cal­vi­nos Beob­ach­tun­gen über Leo­nar­do als Ver­fas­ser von Tau­sen­den von Manu­skript­sei­ten und nicht nur als bil­den­der Künst­ler auf den Sei­ten 77–80 der Sechs Memos, die mich dazu ver­an­lass­ten, die Mona Lisa mit fri­schen Augen zu betrach­ten und die Brü­cke als sym­bo­li­sches, the­ma­ti­sches und visu­el­les Ele­ment zu betrach­ten, das im Zen­trum des Wer­kes steht und in direk­tem Zusam­men­hang mit Leo­nar­dos Notiz­bü­chern steht, und nicht nur als male­ri­sches Hin­ter­grund­de­tail. Leo­nar­do sag­te: „Male­rei ist Poe­sie, die man sieht und nicht hört, und Poe­sie ist ein Gemäl­de, das man hört, aber nicht sieht. Die­se bei­den Küns­te, man kann sie bei­de ent­we­der Poe­sie oder Male­rei nen­nen, haben hier die Sin­ne, mit denen sie zum Intel­lekt vor­drin­gen, ver­tauscht“. Die Mona Lisa ist ein Bei­spiel für die­se absicht­li­che und bewuss­te Tran­szen­denz von Medi­um und Form. Sche­ma­tisch gese­hen ist das Mühl­stein­bild ein Quer­schnitt eines Was­ser­wir­bels (ver­gleich­bar mit dem Yin-Yang, Ein­heits­kreis usw.), und ich glau­be, dass Leo­nar­do damit andeu­ten will, dass die Erfah­rung selbst ein „Geflecht“ der Mensch­heit mit der Natur ist – ein kom­ple­xer Wir­bel, in dem wir uns in die Rea­li­tät der Umwelt inte­grie­ren und als Tanz oder dyna­mi­scher Pro­zess der Inter­ak­ti­on durch die Zeit „wir selbst wer­den“ (viel­leicht von Leo­nar­do aus­ge­drückt als „Die Not­wen­dig­keit ist die Her­rin und Hüte­rin der Natur“). Visu­ell und phan­ta­sie­voll sehe ich in der Mona Lisa nun meh­re­re auf Schlei­fen und Wir­beln basie­ren­de For­men: das Flie­ßen der Flüs­se, die Locken des Haa­res, das Flie­ßen des spi­ral­för­mi­gen Schals, die flie­ßen­de Kanal­brü­cke, die den Fluss auf der rech­ten Sei­te über­quert, die gefloch­te­ne Sti­cke­rei am Aus­schnitt des Klei­dungs­stücks, die spi­ral­för­mi­gen Fal­ten der Ärmel, die „Schlei­fe“, die ich spü­re, wenn ich den Blick­kon­takt mit der Dar­ge­stell­ten tei­le, und die Schwin­gun­gen des berühm­ten Gesichts­aus­drucks der Dar­ge­stell­ten.

Die zen­tra­le und inte­gra­ti­ve Rol­le der medi­ta­ti­ven Erfah­rung in der Theo­rie und Pra­xis von Kunst, Lite­ra­tur, Neu­ro­wis­sen­schaf­ten und Netz­wer­ken könn­te zu einem trans­for­ma­ti­ven Ele­ment bei der Ent­wick­lung eines hip­po­kra­ti­schen Modells der anthro­po­zä­nen Hand­lungs­fä­hig­keit wer­den. Der mora­li­sche Schwer­punkt in der Mona Lisa besteht dar­in, die mensch­li­che Erfah­rung in einer geleb­ten und ver­kör­per­ten Gegen­wart in eine Posi­ti­on von höhe­rem Wert zu stel­len als die her­ge­stell­te, tech­ni­sier­te tech­no­lo­gi­sche Umge­bung (trotz ihrer häu­fi­gen Groß­ar­tig­keit). Als ihr Schöp­fer und Ent­de­cker soll­te die Erfah­rung höher bewer­tet wer­den als die Tech­no­lo­gie oder ihre Pro­duk­te. Letz­te­re soll­ten eine Hil­fe oder Unter­stüt­zung für die Mensch­heit sein (eine Brü­cke oder ein Klei­dungs­stück), nicht zu ver­wech­seln mit der Mensch­heit selbst und nicht in eine Hal­tung der Herr­schaft über die mensch­li­chen Fähig­kei­ten des Sehens, Vor­stel­lens, Schaf­fens, Ent­de­ckens und Ver­ste­hens ver­setzt wer­den. Dies ent­spricht der Idee des „men­schen­zen­trier­ten Designs“, führt sie aber in einen viel rei­che­ren und kom­ple­xe­ren Raum mit kul­tu­rel­len, bio­lo­gi­schen und tech­no­lo­gi­schen Dimen­sio­nen. All dies ist geprägt von Leo­nar­dos Fas­zi­na­ti­on und Bewun­de­rung für leben­de Orga­nis­men in all ihrer Viel­falt in allen Berei­chen der Natur.

Da das Zeit­al­ter des Anthro­po­zäns auf die Moder­ne folgt – d.h. das Zeit­al­ter, in dem der Mensch „neu“ ist, geht in ein Zeit­al­ter über, in dem unse­re Gegen­wart reif gewor­den ist und unse­ren Pla­ne­ten tota­lis­tisch formt – ist ein hip­po­kra­ti­sches Kon­zept des Han­delns ein­deu­tig erfor­der­lich. Medi­zi­ni­sche Para­dig­men waren noch nie so rele­vant für unse­re glo­ba­le Rea­li­tät wie heu­te, sei es die Pan­de­mie der virii, der Kli­ma­wan­del oder der wie­der­auf­le­ben­de eth­no­na­tio­na­lis­ti­sche Hass. Leo­nar­do schrieb: „Ich wer­de nie müde, nütz­lich zu sein“ und „Wenn ich ande­ren die­ne, kann ich nicht genug tun“. Die­se Über­zeu­gun­gen kön­nen für jeden von uns als Künst­ler und Wis­sen­schaft­ler in sei­nen eige­nen Fähig­kei­ten eine neue Art von Agen­tur bil­den. Die Unei­gen­nüt­zig­keit, der Prag­ma­tis­mus, die Evi­denz­ba­sis und der Holis­mus der hip­po­kra­ti­schen Metho­de kön­nen mehr als nur ein pro­fes­sio­nel­les Cre­do für die Gesund­heits­ver­sor­gung wer­den und einen Weg zu neu­en Kon­zep­ten für wirt­schaft­li­che, ästhe­ti­sche, sozia­le und per­sön­li­che Hand­lungs­fä­hig­keit erhel­len. Es ist die logi­sche Anpas­sung an ein Zeit­al­ter, das durch die Patho­lo­gien defi­niert ist, die der pla­ne­ta­ri­schen Umwelt durch unse­re eige­ne mensch­li­che Prä­senz zuge­fügt wer­den. Die gesund­heit­li­chen Vor­tei­le der Medi­ta­ti­on sind all­ge­mein bekannt, und die Mona Lisa kann mit so unter­schied­li­chen gesund­heits­ori­en­tier­ten Para­dig­men wie dem Bud­dhis­mus (ein­schließ­lich des Lächelns bud­dhis­ti­scher Skulp­tu­ren), dem Hel­le­nis­mus (ein­schließ­lich des Lächelns archai­scher grie­chi­scher Sta­tu­en und der in die klas­si­sche Tra­gö­die ein­ge­bet­te­ten Medi­zin­theo­rie) sinn­voll ver­gli­chen und mit ihnen in Ein­klang gebracht wer­den, ein­hei­mi­sche Tra­di­tio­nen des Tricksters/Formenwandlers, des hei­li­gen Rei­fens und der Astro­no­mie (wie der Ana­sa­zi-Son­nen­dolch) sowie ande­re Stein­kreis­tra­di­tio­nen wie die rus­si­schen Mam­mut­kno­chen­struk­tu­ren von Stone­henge, die bis in die Vor­ge­schich­te rei­chen.

Seit 2020 gibt es kei­ne ver­öf­fent­lich­te oder zen­tra­le Orga­ni­sa­ti­on, die an die­sen Hypo­the­sen arbei­tet – sozu­sa­gen „kein Ort“ – also müs­sen sie von jedem von uns in sei­nem eige­nen Leben erforscht und ver­kör­pert wer­den, in der Art, wie wir uns aus­drü­cken, mit Freun­den und Kol­le­gen spre­chen und so wei­ter. Das ist sehr viel mehr, als es sein soll­te!

Links und Ver­wei­se:

Kemp, Mar­tin. Mona Lisa: the Peop­le and the Pain­ting, 2017. Video from Aspen Con­fe­rence 2017. https://www.youtube.com/watch?v=xtYhVk7qsSI
Star­naz­zi, Car­lo. Leo­nar­do from Tusca­ny to the Loire, 2008.
Hof­stadter, Dou­glas. Godel, Escher, Bach, 1979.
Cal­vi­no, Ita­lo. Six Memos for the Next Mill­en­ni­um, 1985.
Aus­tin, James. Zen and the Brain, 1998. Cha­se, Chan­ce, and Crea­ti­vi­ty, 1979.
Sporns, Olaf. Net­works of the Brain, 2010.
Jouan­na, Jac­ques. Hip­po­cra­tic Medi­ci­ne and Greek Tra­ge­dy, 2012.
Caje­te, Gre­go­ry. Look to the Moun­tain, 1994.
https://en.wikiquote.org/wiki/Leonardo_da_Vinci
http://www.bbk.ac.uk/hosted/leonardo/newsmay2012.pdf, Zwi­j­nen­berg p. 9

Leo­nar­do Bil­der:

https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Old_Man_with_Water_Studies.jpg
https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Leonardo_da_vinci,_Canal_bridge.jpg
https://www.rct.uk/collection/912284/anbspmap-of-imola
https://www.rct.uk/collection/912681/a‑schematised-plan-of-florence
https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Studies_of_Water_passing_Obstacles_and_falling.jpg
https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Study_for_the_Head_of_Leda.jpg
https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Leonardo_da_vinci,_Drawings_of_Water_Lifting_Devices.jpg
https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Vinci,_Leonardo_Da_-_Ornithogalum_(Star_of_Bethlehem).jpg
https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Leonardo_da_Vinci,_Portrait_of_Isabella_d%27Este.jpg
https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Leonardo_da_Vinci_-_RCIN_912666,_Recto_Studies_of_vortices.jpg
https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Leonardo_da_Vinci_-_The_drapery_of_the_Madonna%27s_arm,_c.1510–15.jpg
https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Leonardo_da_Vinci_-_All%C3%A9gorie_au_miroir_solaire,_INV_2247,_Recto.jpg
https://mostre.museogalileo.it/motoperpetuo/en/leonardo%E2%80%99s-studies-on-perpetual-motion-diagrams-and-geometric-drawings?drawing-of-an-archimedes-screw-codex-atlanticus-f-550‑v

Leo­nar­do-Bil­der:

https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Old_Man_with_Water_Studies.jpg
https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Leonardo_da_vinci,_Canal_bridge.jpg
https://www.rct.uk/collection/912284/anbspmap-of-imola
https://www.rct.uk/collection/912681/a‑schematised-plan-of-florence
https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Studies_of_Water_passing_Obstacles_and_falling.jpg
https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Study_for_the_Head_of_Leda.jpg
https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Leonardo_da_vinci,_Drawings_of_Water_Lifting_Devices.jpg
https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Vinci,_Leonardo_Da_-_Ornithogalum_(Stern_von_Bethlehem).jpg
https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Leonardo_da_Vinci,_Portrait_of_Isabella_d%27Este.jpg
https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Leonardo_da_Vinci_-_RCIN_912666,_Recto_Studies_of_vortices.jpg
https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Leonardo_da_Vinci_-_The_drapery_of_the_Madonna%27s_arm,_c.1510–15.jpg
https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Leonardo_da_Vinci_-_All%C3%A9gorie_au_miroir_solaire,_INV_2247,_Recto.jpg
https://mostre.museogalileo.it/motoperpetuo/en/leonardo%E2%80%99s-studies-on-perpetual-motion-diagrams-and-geometric-drawings?drawing-of-an-archimedes-screw-codex-atlanticus-f-550‑v

Schlüs­sel­be­grif­fe und Phra­sen:

Die acht­sa­me Mona Lisa (The Mind­ful Mona Lisa)
The bridge-garment-expe­ri­ence hypo­the­sis
Hip­po­cra­tic Anthropo­ce­ne Agen­cy
Rech­te Hand „zeigt“ in einer ver­edel­ten Spi­ra­le auf den lin­ken Ärmel
Cal­vi­nos unge­schrie­be­nes sechs­tes Memo „Bestän­dig­keit“ bezieht sich auf Kapi­tel IV GEB

Dieser Text wurde maschinell übersetzt. Siehe Originaltext.